Und natürlich weiß ich nicht alles. Ich lese mich ein, studiere vieles, aber das ist weit weg von wirklichem Wissen. In den Medien gibt es Schubladen für alles und jeden: Da gibt es die Schöne, den Bösen, und ich bin eben der Erklärbär.
Aber unsere Welt ist voll von überflüssigen Dingen, bei denen ich oft den Eindruck habe, dass der Unterschied zwischen Unterhaltung und Zeitvertreib nicht mehr gegeben ist. Ich reagiere zum Beispiel bei Computerspielen allergisch. Man kann doch nicht stundenlang da sitzen und reflexartig irgendwo drauf drücken.
Es ist sehr schön, sich auf etwas zu konzentrieren. Denn in der Medienbranche ist ja sonst meistens alles schnell und oberflächlich. Das entspricht überhaupt nicht meiner Natur. Ich will immer tiefer graben.
In ganz vielen Bereichen habe ich den Eindruck, die Gesellschaft wird dumm gehalten. Es gibt einen Riesenkommerz von Dingen, die vollkommen überflüssig sind, die auf uns draufgesetzt werden, damit wir in einem Meer der Nebensächlichkeiten ertrinken.
Unsere Medienlandschaft entgleist in einer Form, die undemokratisch ist. Wir werden immer häufiger zugemüllt mit Zeug, das häufig schlichtweg falsch ist und den Blick verstellt für die Dinge, die wichtig sind. Bei der NSA-Affäre geht es um ein Grundrecht. Ich arbeite in den Medien, um auf solche Zustände hinzuweisen, zu diskutieren und aufzuklären. Und nicht, um irgendeine Belanglosigkeit hochzujubeln.
Vor 20 Jahren war es so, dass ein Mehr an Informationen immer auch ein Mehr an Demokratie war. Heute ertrinken wir in einem Informationsmeer. Es ist atemberaubend zu sehen, wie viel Falsches zu finden ist, und man muss immer darauf achten, dass man dadurch nicht im eigenen Handeln beeinflusst wird. Wir machen Duelle der Kanzlerkandidaten – und in den Medien wird anschließend über Halsketten diskutiert. Das darf doch nicht sein!
Die Glaubwürdigkeit des Fernsehens und der Print- und Onlinemedien nimmt ab. Was ist das Ergebnis? In 20 Jahren wissen die Menschen nicht mehr, wer ihnen die Wahrheit sagt. Ich finde, die Medien haben eine unglaublich wichtige Rolle. Wir müssen die Dinge sortieren, erklären, Dinge kritisch angehen. Und das tun wir nicht. Vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr. Alles ist unglaublich intransparent. Das ist nicht gut für diese Gesellschaft.
In den letzten Jahren haben wir erlebt, dass Kinder immer mehr zu Konsumenten gemacht wurden. Als ich Kind war, da gab es das Marketing und die Klamotten und all das, was eigentlich unwichtig ist, überhaupt nicht. Heute gehen wir mit dem Thema „Konsum“ sehr unverantwortlich um. Wir müssten einen Konsens haben, der heißt: Hände weg von Kindern! Kinder haben ein Recht, neugierig und offen zu sein. Ansonsten passiert, dass ständig Antworten gegeben werden, statt dass Fragen gestellt werden. Dann ist das Produkt die Antwort – auch wenn du gar keine Frage gestellt hast.
In vielen Bereichen wird die Produktivität und Kreativität durch Produkte gehemmt. An einem modernen Smartphone ist keine Schraube dran, man kann nicht mal etwas ausprobieren.
Wissen wird immer nur in diese utilitaristische Kiste gesetzt: Lerne, damit du später einen tollen Job bekommst! Das Kind muss mindestens drei Fremdsprachen beherrschen. Es ist aber auch spannend zu wissen, wie eine Fliege Zucker schleckt. Das ist sogar ziemlich cool. Dieser Forschergeist geht auch an den Hochschulen verloren. Die Studenten bekommen irgendwelche Credit-Points, haben aber nichts von dem Urgeist des Studiums verstanden.
Ich gehöre zu denen, die in der Lage wären, ihre E-Mails selbst zu verschlüsseln. Aber wenn ich das tue, ist das eine Kapitulationserklärung der Demokratie.
Wenn ich mir die deutsche Geschichte der letzten hundert Jahren anschaue, weiß ich nicht, ob ich mehr Angst vor Kriminellen haben muss als vor dem Staat.
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